Fallbeispiel Betty - "Heldin auf vier Pfoten"

Betty ist eine 10 Jahre alte Schäferhündin und hat das Glück schon ihr ganzes Leben bei ihrer lieben Familie verbringen zu dürfen.

 

Zusammen mit ihrem Herrchen fand sie schnell ihre Lebensaufgabe als Suchhund beim Technischen Hilfswerk (THW).

Denn schon Betty´s Eltern waren erfolgreiche Trümmersuchhunde und legten es ihr somit in die Wiege.

Ihr ganzes Leben lang ging es somit wöchentlich zum Training und regelmäßig zu Einsätzen, um vermisste oder verletzte Personen zu erschnüffeln und zu retten.

 Schon beim Einsetzen der Feuerwehrsirene ist Betty bereit zum Einsatz und würde am liebsten gleich mit raus fahren.

 

Anfang Juli diesen Jahres rief mich Betty´s Familie besorgt zu sich.

Seit einem Jahr humpelte sie regelmäßig mit einem Vorderbein. Trotz tierärztlicher Behandlung wurde es immer schlimmer und schon vier Tage lang wollte Betty jetzt nicht einmal mehr spazieren gehen.

Mittlerweile war Betty pensioniert was den Einsatz beim THW angeht.


Nach einer gründlichen Erstuntersuchung und Anamnese war die Ursache klar:

Arthrose im rechten Ellenbogengelenk.

 

Eine Arthrose ist eine chronische und oftmals (auch bei Betty) altersbedingte Erkrankung der Gelenke, bei der sich der Gelenkknorpel verändert.

Das Gewebe des Gelenkknorpels wird immer mehr zerstört. Schreitet diese Erkrankung weiter fort, kann es zu Knochenwucherungen an den Gelenkflächen kommen, die wiederum schwere Symptome auslösen.

Zu Beginn der Erkrankung treten Schmerzen nicht dauerhaft auf, sondern eher in Intervallen. Phasen akuter Schmerzen ggf. begleitet mit Entzündungszeichen, ein sogenannter Arthroseschub, wechseln sich dabei mit teilweise monatelanger Beschwerdefreiheit ab.

Dieser Schub entsteht durch Reizung der Gelenkschleimhaut und entzündliche Prozesse.

 

Natürlich gibt es, neben der Altersarthrose, auch andere Arthroseformen und -ursachen.

Begünstigt werden arthrotische Veränderungen durch Fehlbelastung, Fehlstellung, falsche Ernährung, Übergewicht, Verletzungen und erbliche Vorbelastung.

 

Arthrose lässt sich leider nicht vollständig heilen.

 

Ist der Gelenkknorpel einmal abgenutzt, kann man nur versuchen den weiteren Verschleiß so gut es geht aufzuhalten und das Gelenk und die Gelenkflüssigkeit bestmöglich zu unterstützen, um sogenannte Arthroseschübe zu verhindern und eine dauerhafte Schmerzreduktion zu erzielen.

 

Da Betty zudem etwas übergewichtig ist, klärte ich ihre Besitzer über eine artgerechte Ernährung auf und wir stellten das Futter auf ihre Bedürfnisse um.

Spaziergänge auf hartem Boden (Asphalt) sollte möglichst vermieden werden und die Dauer, Betty´s Tagesform entsprechend, angepasst werden.

Außerdem empfahl ich schmerzlindernde homöopathische Arzneimittel und Heilkräuter, die zusätzlich die Gelenkversorgung unterstützen und entzündungshemmend wirken.

 

Wir begannen außerdem mit der Mittelfrequenten Elektrotherapie am Ellenbogen.

 

Viele Besitzer haben Angst, dass diese Therapie schmerzhaft für ihr Tier ist. Dies ist aber bei richtiger Anwendung definitiv nicht der Fall.

Gern dürfen Besitzer bei mir vor der Therapie einmal selbst testen, wie sich diese Anwendung anfühlt und merken dann schnell, dass es gar nicht schmerzhaft ist.

 

Durch die Kombination von Nieder-, Mittel- und Schwellfrequenz wirkt man mit der Elektrotherapie auf alle Strukturen, die bei einer Läsion (Verletzung der anatomischen oder gesunden Funktion) betroffen sind.

Durch die Wirkung auf die Nervenfaserebene wird eine Schmerzstillung bis in die tief liegenden Fasern erreicht, die den eigentlichen Dauerschmerz erzeugen.

 

Die Durchströmung des betroffenen Gewebes fördert die Blutzirkulation, den Lymphrückfluss und verbessert die "Gewebsernährung". Schlackenstoffe, Schmerz- und Entzündungsmediatoren werden abtransportiert. Dies kann den Heilungsprozess bis tief ins Gewebe unterstützen.

 

Außerdem erreicht man mit der Elektrotherapie im durchströmten Bereich die gesamte Muskulatur auf Muskelfaserebene.

Das ist wichtig, da bei Erkrankungen des Bewegungsapparates oftmals Schonhaltungen oder -stellungen eingenommen werden, die die Muskulatur verspannen und wiederum zu Schmerzen führen. Durch den Strom wird die Muskulatur gelockert und Schmerzen reduziert.

 

Alternativ wäre bei Betty auch eine Blutegelbehandlung in Frage gekommen. Da diese jedoch invasiv ist, also eine Bisswunde in der Haut verursacht, und somit ein Risiko für eine Infektion darstellt, wollten wir zunächst die schonendere Mittelfrequente Elektrotherapie einsetzen.

Die Blutegelbehandlung behielten wir im Hinterkopf.

 

Nach zwei Tagen besuchte ich Betty erneut.

Das Spazierengehen machte ihr schon wieder mehr Freude und auch die Untersuchung zeigte einen Rückgang der Lahmheit und ein Abklingen der Entzündungszeichen.

Die Therapie mit Medikamenten und Elektrotherapie wurde fortgesetzt.

 

Nach weiteren drei Tagen berichtete Betty´s Familie, dass sie jetzt schon wieder auf etwas längere Spaziergänge besteht und ihr Allgemeinbefinden deutlich besser ist.

Die Arzneimittel setzten wir ab, lediglich ihre Heilkräuter wird Betty dauerhaft bekommen.

Wir verlängerten die Abstände der Stromtherapie auf 7 - 10 Tage. Dieser Abstand stellte sich für Betty als ideal heraus, um das Gelenk auf Dauer möglichst schmerzfrei zu halten.

 

Von da an überraschte uns Betty mehr und mehr mit kleinen Fortschritten.

Sie bewacht wieder Haus und Hof, trägt ihre Beute (Stöckchen) vom Gassigehen wieder mit nach Hause, fängt Mäuschen und ihre Lahmheit ist nur noch gering ausgeprägt. Die Familie ist happy!

 

Zehn Wochen nach Therapiebeginn kam dann nochmal Betty´s Stunde.

Es kam zu einem Einsatz des THW, bei dem eine Vermisstensuche am Birnbaumteich unterstützt wurde.

Betty´s Besitzer fanden ihren Zustand mittlerweile so gut und stabil, dass sie sich entschlossen, die Suche mit Betty (natürlich unter Berücksichtigung ihrer körperlichen Situation) zu unterstützen.

Und das mit Erfolg!

Betty zeigte mal wieder, dass sie es immer noch kann und fand die vermisste Person.

 

 

Es ist schön, dass man Tieren, die teilweise ihr ganzes Leben lang den Menschen selbstlos halfen, etwas zurück geben kann und es auch Familien bzw. Besitzer gibt, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und ihr Tier auch im Alter bestmöglich unterstützen.

 

 

Für Betty - eine Heldin auf vier Pfoten - mit einer tollen Familie, die hinter ihr steht!